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Antwort macht Kinderfest-Petitionäre stinksauer: Der St.Galler Stadtrat soll darum am 27. September ausgewechselt werden

Antwort macht Kinderfest-Petitionäre stinksauer: Der St.Galler Stadtrat soll darum am 27. September ausgewechselt werden

Das Kinderfest-Komitee empfiehlt die drei neuen Kandidierenden für den Stadrat zur Wahl.

Enttäuschend, mutlos, unflexibel: Das Komitee, das mit einer Petition das abgesagte St. Galler Kinderfest 2021 retten wollte, hält nicht zurück mit harscher Kritik am Stadtrat. Für die Wahlen in rund dreieinhalb Wochen empfehlen die enttäuschten Petitionäre keine Bisherigen zur Wiederwahl.

Der Stadtrat hat die Bittschrift des Komitees, das sich um SVP-Stadtparlamentarierin Manuela Ronzani formierte, am 27. August beantwortet. Darin ziehe der Stadtrat nicht einmal eine Verschiebung des Kinderfests um ein Jahr in Betracht, reklamieren die Petitionäre auf Facebook. Der aktuelle Stadtrat sei dem Kinderfest nicht wohlgesinnt.

Das Wahlvolk sei deshalb am 27. September aufgerufen, "korrigierend einzugreifen". Das Komitee der Petition "Rettet das St. Galler Kinderfest" empfiehlt deshalb, Mathias Gabathuler (FDP), Karin Winter-Dubs (SVP und Trudy Cozzio (CVP) zu wählen. Sie kandidieren am 27. September neu.

Die vier bisherigen Mitglieder des Stadtrates Markus Buschor (parteiunabhängig), Maria Pappa, Peter Jans (beide SP) und Sonja Lüthi (Grünliberale) werden nicht zur Wiederwahl empfohlen. Mit dieser Wahlempfehlung wollen die Petitionäre weiter fürs Kinderfest kämpfen.

Teil der Identität der Stadt

Der Stadtrat teile die Einschätzung der Petitionärinnen und Petitionäre, wonach das Kinderfest Teil der Identität der Stadt sei, heisst es in der Antwort des Stadtrats. Es sei ein Freudentag, wenn die Schülerinnen und Schüler in festlichen Gewändern in einem Umzug durch die Stadt zur Kinderfestwiese ziehen würden, um dort Darbietungen aufzuführen.

Das Kinderfest sei ein städtisches Volksfest, das auch für das lokale Gewerbe von Bedeutung sei. Vor diesem Hintergrund sei die Absage der 2021er-Ausgabe ein aussergewöhnlicher, schmerzlicher und einschneidender Entscheid. Dazu haben laut Stadtrat drei Gründe geführt.

Ungewisse und schlecht planbare Zukunft

Der erste sei die ungewisse und unsichere Lage in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Für den Stadtrat wäre gemäss seiner Antwort ausserordentlich bedauerlich, wenn das Kinderfest aufwendig vorbereitet würde, dann aber aufgrund der aktuellen Covid-19-Situation gar nicht oder nur mit erheblichen Einschränkungen durchgeführt werden könnte.

Die städtischen Schulen starten gemäss Stadtrat nach den Sommerferien mit den Vorbereitungen. Sie wären jetzt also am Üben. Dabei würde auf engem Raum gesungen, getanzt und sich bewegt. Es wäre dabei schwierig oder vielleicht sogar unmöglich, die derzeit geltenden Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, die der Bund vorgebe, schreibt der Stadtrat.

Unterschiedliche Lernfortschritte

Als zweiten Grund für die Verschiebung gibt der Stadtrat den Schulbetrieb an. Im Frühling musste der reguläre Schulbetriebe während sechs Wochen ausgesetzt werden. Anschliessend fand der Unterricht vier Wochen lang in Halbklassen statt. Die Lernfortschritte in diesen beiden Coronaphasen seien bei den Schülern ungleich verteilt, so der Stadtrat.

Nicht alle Kinder und Jugendlichen seien mit dieser Situation gleich gut zurecht gekommen. Es hätten auch nicht alle Schülerinnen und Schüler daheim die gleiche Unterstützung bekommen. Die Schulen stünden gegenwärtig vor der Herausforderung, allfällige Lernrückstände aufzudecken und zu schliessen, schreibt der Stadtrat.

Und zum Schluss noch die Finanzen

Der dritte Grund für die Kinderfestverschiebung sei die derzeit ernste und sehr angespannte Finanzlage der Stadt St.Gallen. Gemäss Stadtrat ist wegen Corona von merklichen Auswirkungen auf den Finanzhaushalt auszugehen. Deswegen habe der Stadtrat einschneidende Massnahmen beschlossen. Dennoch erwartet er für 2021 ein 30-Millionen-Defizit.

Das St.Galler Kinderfest findet alle drei Jahre statt. Für die Organisation werden jeweils rund 1,5 Millionen Franken ins Budget gestellt. Als der Stadtrat im Juni bekannt gab, das Kinderfest 2021 wegen des Coronavirus zu verschieben, löste das bei weiten Teilen der Stadtbevölkerung einen Sturm der Empörung aus. Eine Reaktion daraus war die Petition.

(Quelle: Tagblatt, 02.09.2020)

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